GERMAN POETRY
Gedichte
Gedichte sind seltsame Wesen. Sehr oft kann ich mich mit ihnen nicht anfreunden, vor allem, wenn sie rudelhaft in Gedichtbänden auftreten. Wenn mir eins einzeln über den Weg läuft, dann schau ich mir das gern mal an. Oft sind sie ganz spezielle und einzigartige Geschöpfe, über die man dann eine ganze Weile nachdenkt.
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Aber so ein ganzer Haufen Gedichte? In den Müll damit! Blöde Rumphilosophiererei.
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Morgentau
Tau noch in den Gräsern hing,
als ich durch die Forste ging.
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Vogelzwitschern, Blätterrauschen
machten ganzen Ohrs mich lauschen.
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Durch die Zweige lugte sacht
ein Reh - nahm Abschied von der Nacht.
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Leis durchschlich den Wald ich weiter,
der Tag, er war von nun an heiter.
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© Vroni Holzmann
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Wegrandes Blümelein
Ein kleines Blümlein, zart und sacht
hat übers Leben nachgedacht.
Es dacht sich, ach wie schön das wär,
wenn laufen könnte es umher.
Es dachte sich sodann zugleich
es schwömme manchmal gern im Teich
und wie es sich doch wünschen tät,
dass Hände es zum Schreiben hätt,
damit all seine schlaun Gedanken
nicht immer nur ins Nichts versanken.
Das Blümlein stand am Wegerand
bis es ein Schaf zum Fressen fand.
Sein Intellekt, für Blumen selten
ließ in der Welt es nicht viel gelten.
Doch wusste dieses zarte Ding,
dass es gelebt habend verging.
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© Vroni Holzmann
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Ausstellungen sind doof
Also ich find
Ausstellungen
ziemlich doof.
Da hängen so
Sachen an der Wand
und da geht man so rum
und schaut die an.
Und daweil
schaut man ziemlich
dumm drein,
und muss hoffen,
dass das keiner
bemerkt.
Dann geht man heim
und sagt: Ja, das
war mal wieder was.
Aber was?
Übermorgen hat man dann
kein Zipferl mehr
von einer Erinnerung
an das, was
man heut
gesehen hat.
Aber das macht
ja auch nix,
und die Künstler
müssen ja auch
von irgendwas
leben.
Oder?
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© Vroni Holzmann
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MEINE LIEBLINGSDICHTER
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Hier stelle ich meine Favoriten unter den Dichtern vor. Mein Lieblingsdichter mit Abstand ist Eugen Roth. Auch interessant finde ich manchmal Liedtexte. Wenn man Glück hat, setzen sie sich direkt mit der Seele in Verbindung und lassen das Gehirn dabei außen vor.
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Sprichwörtliches
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Ein Mensch bemerkt mit bitterm Zorn,
dass keine Rose ohne Dorn.
Doch muss ihn noch viel mehr erbosen,
dass sehr viel Dornen ohne Rosen.
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© Eugen Roth
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Allzu eifrig
Ein Mensch sagt – und ist stolz darauf -
er geh in seinen Pflichten auf.
Bald aber, nicht mehr ganz so munter,
geht er in seinen Pflichten unter.
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© Eugen Roth
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Hänschen klein
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Hänschen klein, geht allein
In die weite Welt hinein,
Stock und Hut steht ihm gut,
Ist auch wohlgemuth.
Aber Mutter weinet sehr,
Hat ja nun kein Hänschen mehr.
Wünsch dir Glück, sagt ihr Blick,
Komm nur bald zurück!
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Viele Jahr, trüb und klar,
Hänschen in der Fremde war.
Da besinnt sich das Kind,
Ziehet heim geschwind.
Doch, nun ist’s kein Hänschen mehr,
Nein, ein großer Hans ist er;
Schwarz gebrannt Stirn und Hand.
Wird er wol erkannt?
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Eins, Zwei, Drei gehn vorbei,
Wissen nicht, wer das wohl sei.
Schwester spricht: Welch’ Gesicht!
Kennt den Bruder nicht.
Kommt daher die Mutter sein,
Schaut ihm kaum ins Aug hinein,
Ruft sie schon: Hans! Mein Sohn!
Grüß dich Gott, mein Sohn!
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© Franz Wiedemann
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Anmerkung: Das interessante an diesem Kinderlied ist, dass es als einstrophiges Lied bekannt ist. Als ich im Erwachsenenalter die anderen beiden Strophen entdeckte, war ich begeistert von der darin beinhalteten Philosophie. Das Lied wurde zum Gassenhauer für mich und mein Baby, natürlich namentlich angepasst. Sophie klein, ging allein...